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Indeß Florenz erblüht’ auf allen Aesten
Durch jener goldnen Kugeln Rath und That!

112
Auch durch die Väter derer, die in Festen,[1]

Wenn man den Sitz des Bischofs ledig sieht,
Im Consistorium sich behaglich mästen.

115
Das prahlende Geschlecht, das dem, der flieht,[2]

Zum Drachen wird, doch sanft wird, gleich dem Lamme,
Wenn man die Zähne weist, den Beutel zieht,

118
Kam schon empor, allein aus niederm Stamme,

Drum zürnt’ Ubert dem Bellincion, daß er[3]
Zu solcherlei Verwandtschaft ihn verdamme.

121
Von Fiesole kam Caponsacco her

Auf euren Markt, und war in jenen Tagen
Wie Infangat’ noch bieder und von Ehr’.

124
Unglaubliches, doch Wahres werd’ ich sagen:[4]

Ein Thor des Städtchens ließ man ungescheut
Den Namen des Geschlechts der Pera tragen.

127
Wen nur des schönen Wappens Schmuck erfreut,[5]

Des großen Freiherrn, dessen Preis und Ehren
Alljährlich noch das Thomas-Fest erneut,

130
Ließ Ritterwürden sich von ihm gewähren,

Mag der auch, der’s mit goldner Zier umwand,


  1. 112–114. Die Visdimoni, [Vitzthum’s, Witte], Tosinghi und Cortignini, deren gemeinschaftlicher Ahn das Bisthum zu Florenz gestiftet hatte, verwalteten während der Vacanz dessen Güter, und aßen und tranken in der bischöflichen Residenz so lange, bis das heilige Amt wieder besetzt war.
  2. 115. Nach Landino sind in den folgenden Versen die Cavicciuli und Adimari bezeichnet, die eben so grausam als feig und geizig waren.
  3. 119. Ubertin Donato war mit einer Tochter des Bellincione verheirathet. Die Schwester derselben heirathete einen der Adimari.
  4. 124–127. Man war damals so wenig eifersüchtig auf den Ruhm ehrenwerther Familien, daß man nach der der Pera ein Thor Porta Peruzza benannte.
  5. 127–132. Der Freiherr Hugo, Statthalter des Kaisers Otto III. in Toskana, dem nachher noch lange in einer dortigen Abtei jährlich eine Lobrede gehalten wurde, verlieh mehreren Familien die Ritterwürde, und erlaubte ihnen, sein Wappen in das ihrige aufzunehmen. Cacciaguida muß, in der ghibellinischen Gesinnung, dies loben, da es Ehrfurcht für den Kaiser beweist. Giano della Bella, welcher Hugo’s Wappen, von einer goldenen Verzierung umschlungen, führte, warf sich dem Adel gegenüber zum Volksführer auf.
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 496. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_496.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)