Seite:Dante - Komödie - Streckfuß - 497.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jetzt im Vereine mit dem Volk verkehren.

133
Da hoch der Stamm der Gualterotti stand,

So würd’ in Kriegsnoth Borgo minder beben,
Wenn er sich mit den Nachbarn nicht verband.[1]

136
Das Haus, das euch zum Weinen Grund gegeben,[2]

Da’s in gerechtem Grimm euch Tod gebracht
Und ganz beendigt euer heitres Leben,

139
Stand mit den Seinen fest in Ehr’ und Macht.

O Buondelmont’, was hattest du Verlangen
Nach andrer Braut? was fremden Antriebs Acht?

142
Wohl Viele würden froh sein, die jetzt bangen,

Wenn Gott der Ema dich vermählt, als du
Zum ersten Male nach der Stadt gegangen.

145
Doch wohl stand dieser Stadt das Opfer zu,[3]

Das sie der Brücken-Wacht, dem wüsten Steine,
Mit Blut gebracht in ihrer letzten Ruh’. –

148
Mit Diesen und mit Andern im Vereine[4]

Sah ich Florenz des süßen Friedens werth,
In dem’s nie Ursach fand, weshalb es weine.


  1. [135. Die, vgl. das Folgende, unseligen Nachbarn im Borgo waren eben die Buondelmonti.]
  2. 136–144. Das Haus der Amidei. Aus diesem Hause war die Braut, die Buondelmonte um einer andern willen verstieß. Der Dichter wünscht, daß der erste Buondelmonte, als er nach Florenz zog, in dem Flusse Ema, der den Weg durchschneidet, ertrunken sein möchte. [Vgl. zu V. 58 ff. und Hölle 28, 106.]
  3. 145–147. [Der jüngere] Buondelmonte wurde am Fuße des alten Thurmes ermordet, an welchem die Bildsäule des Mars stand. Mit diesem Morde war der Friede der Stadt vernichtet [1215].
  4. [148 ff. Mit diesem Vers kommt Cacciaguida nochmals auf seine Lebzeiten zurück, ihre Gerechtigkeit, Sieghaftigkeit und Wohlfahrt gegenüber den späteren preisend, da die weiße Lilie, das Wappen von Florenz, von siegreichen Feinden geschändet oder gar, auf Betrieb der Guelfen, 1251 in eine rothe verwandelt wurde, V. 153 ff. – Philalethes bemerkt, daß hier etwas patriotische Täuschung des Dichters obwalte, indem auch in früheren Zeiten Florenz durch Gerechtigkeit sich nicht eben ausgezeichnet habe. Und noch eine Bemerkung (von Büsson bei Notter) können wir hier nicht zurückhalten, daß „die Annahme einer Benützung der detaillirten Chronik der Malespini von dem peinlichen Gedanken befreie, einen Geist, wie den Dante’s, von einem solchen Wust genealogischer und heraldischer Notizen erfüllt sehen zu müssen.“]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_497.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)