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Doch lösen werd’ ich dir das feste Band,
Mit welchem dich die Grübelei’n umschlingen.

52
Aus unsers ew’gen Königs weitem Land

Ist auch des kleinsten Zufalls blindes Walten,
Wie Hunger, Durst und Traurigkeit verbannt.

55
Nach ewigem Gesetz muß sich gestalten

Was du hier siehst, und muß sich, wie der Ring
Zum Finger paßt, so unter sich verhalten.

58
Daher auch, wer dem Truge früh entging,

Und zu der Wahrheit kam, nicht ohne Gründe
Mehr oder minder Herrlichkeit empfing.

61
Der Fürst, durch den dies Reich, entrückt der Sünde,

In solcher Lieb’ und solcher Wonne ruht,
Daß Keiner ist, deß Wünschen höher stünde,

64
Vertheilt den Seelen, seiner heitern Glut[1]

Entstammt, nach eigner Willkür seine Gaben:[2]
Es g’nüge hier, was kund die Wirkung thut.

67
Und hiervon legt in jenen Zwillingsknaben[3]

  1. [64. Seiner heitern Glut entstammt. Vgl. Fegf. 16, 85 ff.; ebenda 25, 70 ff.]
  2. [65. Nach eigner Willkür. Vgl. Parad. 1, 1 ff.; 8, 97 ff.]
  3. [67–70. Vgl. 1. Mos. 25, 22; Röm. 9, 11–15. – Mit dem, übrigens nicht sehr gelungenen, Vergleich: „wie die Gnade ihr Haar färbt etc.“, will D. sicherlich keinen Causalnexus, sondern nur eine [605] äußerliche Analogie deß Sinnes angeben, daß, wie die beiden Brüder innerlich verschieden waren, so seien sie es schon äußerlich gewesen.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 604. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_604.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)