wo der Leichengeruch durch den Luftzug davongetragen wird …“
Und er tappt voran …
An der Felswand entlang …
Der Gestank wird schwächer …
Verschwindet …
Wir hocken nebeneinander auf Steinen … Es regnet sacht … Hocken so noch eine Stunde etwa … Dann zeigt sich im Osten am Himmel ein fahler Schein …
Der Morgen bricht an … Das Tageslicht wächst …
Wir erkennen, was um uns her ist …
Ein steiles, kleines Tal … Mehr eine Schlucht …
Und … in diesem Felsloche überall dicht an den Wänden Tote: Männer, Frauen, Kinder! Vielleicht dreißig! Ich habe sie nicht gezählt … Ich folgte Haralds Mahnung, diesem grauenvollen Bilde den Rücken zuzukehren …
Aber kaum fünf Schritt links von uns drei Leichen … Rechts gar sechs auf einem Haufen ..!!
Wir sitzen und stieren das Gestein an …
In unseren Hirnen ist eine Leere wie Todesahnen …
Und – – am Rande des Kessels oben zwei Kerle mit Flinten – zerlumpte Kerle: die Wächter!!
Grinsen Hohn …
Grinsen – – rufen uns Schmähungen zu …
Der in jedem Inder versteckt lebende Haß gegen die Europäer findet hier Worte gemeinster Bedeutung …
Wir fünf sitzen … stieren die Felswand an … Der Wind schläft ein … Der Gestank wird wieder lebendig …
Übelkeit würgt mir in der Kehle …
Da – – bückt Honoria Goord sich …
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/14&oldid=- (Version vom 30.6.2018)