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sehr wenigen ist, dann … würde sie uns nicht so schlau entschlüpft sein, obwohl …“

Er beendete den Satz nicht, senkte den Kopf und starrte vor sich hin …

Wir anderen vier, die wir um ihn herumstanden, spürten in diesem Moment wohl alle dasselbe: das unsichtbare Wehen dunkler, unbegreiflicher Mächte, denen einer von uns gebieten konnte: Amalgi!

Eine Weile Stille …

Die Metallglocken der drüben weidenden Dromedare klangen hell und fein bis zu uns herüber …

Ein melodisches Geläute, – in keiner Weise aber zu vergleichen mit dem von Dichtern so oft besungenen Klingen der Almglocken – – in keiner Weise!

Die Glöckchen der Dromedare sind kleiner, geben zartere Töne … Wirken nachts ein wenig spukhaft …

Und die Nacht war bereits da …

Eine Nacht der Wunder …

Tropischer Wunder …

Der Regen hatte aufgehört … Im Westen versank die Sonne fahlgelb … Wie ein Mond fast – – kraftlos, aller Leuchtstärke beraubt … Nur einige ihrer Strahlen schossen noch über die schwarze Wolkenbank hinweg, die uns vorhin den rettenden Regenguß gebracht …

Und über der Hochebene lag ein gelblicher Schimmer, kämpfte mit der heranziehenden Dunkelheit und gab dem Landschaftsbilde etwas Unwirkliches, Phantastisches … – Ich dachte unwillkürlich an das Gemälde eines Künstlers von der Art Böcklins[WS 1]

Spukhaft dieses Bild, spukhaft die Töne …

Spukhaft dieser überschlanke Amalgi, dessen Antlitz jedem Menschenkenner verriet, daß hier ein Mann Gewalt über den sterblichen Leib gewonnen durch künstlich gesteigerte Willenskraft, durch den alles beherrschenden Intellekt … –

Eine Weile Stille …

Und ich – ich hätte all diese Dinge auf den letzten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Näheres zum Schweizer Maler Arnold Böcklin (1827–1901) findet sich auf Wikipedia.
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/20&oldid=- (Version vom 30.6.2018)