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Hubert Enoch, ein buckliges Männchen mit dünnem Bart- und Kopfhaar und einem verwitterten, einem verschrumpelten Bratapfel nicht unähnlichen Gesicht.

Amalgi hatte mit seiner Hirschkeule genügend zu tun. Harald rauchte bereits in tiefem Sinnen die fünfte Mirakulum, und Miß Goord, die in ihrem Herrensportanzug und mit dem sonngebräunten, früh gealterten Antlitz vollkommen einem schlanken, sehnigen Manne glich, ließ in zerstreutem Spiel den feinen, gelblichen Wüstensand immer wieder durch die Finger gleiten und beobachtete ebenso zerstreut den alten Hubert, der einen Sattelriemen flickte.

Ich selbst äugte bald hierhin, bald dorthin in die Wüste hinaus. Unser Lagerplatz befand sich inmitten einer Menge von Felsen, die sich nach Süden zu im Halbkreise öffneten und uns nicht nur den Vorteil einer Rückendeckung, sondern auch die Annehmlichkeit einer kleinen Quelle boten, deren Wasser freilich schon nach wenigen Metern im Sande versickerte. Immerhin genügte diese Bodenfeuchtigkeit, hier in diesem Halbrund von Felsen Sträucher, Büsche, und Gras in frischer Üppigkeit hervorschießen zu lassen, so daß auch unsere sieben Dromedare sich nach Herzenslust stärken konnten.

Mit einem Male brach Harald das bisherige Schweigen und wandte sich an Miß Goord …

„Da Amalgi nicht zum Reden zu bewegen ist, Miß Goord,“ sagte er mit leichter Gereiztheit im Ton, „könnten Sie uns jetzt schildern, wie und was Sie auf der Insel im Salzsee vorfanden …“

Amalgi rief sofort: „Miß Goord, lassen Sie sich nicht durch Harst dazu bewegen, ihm, seinem Freunde Schraut und meinem alten Hubert die Überraschung zu vereiteln, die das Geheimnis der kleinen Insel jedem bietet … Mag Harst doch mit eigenen Augen sich überzeugen, wie schlau der Radscha Gadwuri von Jaisulmir[WS 1] die Goldader oder besser den Zugang zu ihr für jeden Blick verborgen hat ..! Mag Harst doch der geringen Mühe sich unterziehen, die richtige Insel und den Eingang zu den Grotten selbst herauszusuchen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe hierzu die Wikipedia-Artikel über Jaisalmer (Stadt) und Jaisalmer (Staat).
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/3&oldid=- (Version vom 30.6.2018)