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Am Morgen fuhr ich dann wieder unter allen nur erdenklichen Vorsichtsmaßregeln, nach der großen Grotte hinüber, fand auch die Strickleiter am Heck der Najade scheinbar unverändert hängen, kletterte lautlos an Deck und schlich nach der Kajüte hin, die ich aber erst betrat, nachdem ich wohl eine halbe Stunde lang mich regungslos verhalten und gelauscht hatte.

Ich zündete die Lampe in der Kajüte an, schaute mich dann gespannt um. Nirgends bemerkte ich etwas Auffälliges. Wenigstens zunächst nicht. Dann aber, als ich an den Schreibtisch ging, den ich verschlossen und dessen Schlüssel ich gut versteckt gehabt hatte, erkannte ich an verschiedenen Kratzern an den Schlössern der Schubladen, daß man diese mit einem Hilfsinstrument in meiner Abwesenheit geöffnet hatte.[1] Ich sage: Man hatte die Schublade geöffnet – man! Wer anders konnte es denn getan haben als der Unbekannte, mein Feind?! Er allein kam hier in Betracht.

Kaum hatte ich die Wahrnehmung gemacht, daß jener Mensch den Schreibtisch durchsucht haben mußte, als mich auch schon ein eisiger Schreck durchzuckte.

Mein Tagebuch! Es lag ja in einem Geheimfach, das ein findiger Kopf unschwer entdecken konnte. Hatte ich selbst es doch ebenfalls aufgespürt, indem ich die Abmessungen der Innenfächer des Möbelstücks mit der Gesamtgröße verglich und so herausrechnete, daß ein Raum von 30 Zentimeter im Geviert fehlte.

Ja – mein Tagebuch! Wenn es der Unbekannte hatte, dann – dann wußte er gerade genug von mir, um mir ungeheuren Schaden zufügen zu[2] können.

Meine Sorge erwies sich jedoch als überflüssig. Ich[3] hatte das Tagebuch in eine alte Zeitung eingesiegelt gehabt und als Petschaft eine indische, seltene Goldmünze benutzt, die ich in Platin gefaßt als Ring an der linken Hand trug. Die Siegel waren unverletzt. Ich atmete auf.

Erst mittags wurde ich dann, nachdem ich die Akkumulatoren gefüllt und die beiden Bogenlampen an Deck eingeschaltet hatte, zu meinem nur zu berechtigten

  1. Vorlage: hattes
  2. Vorlage: unleserlich, Wort ergänzt
  3. Vorlage: unleserlich, Wort ergänzt
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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)