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mit seinen abenteuerlichen Felspartien. Es gehörte zu dem nördlichen Teil des Archipels, der von dem südlichen durch einen Kanal getrennt war, den eine sehr starke Strömung brausend durchfloß.

Inzwischen war es dem Kapitän gelungen, auf einen Zettel in einer Art Geheimschrift in deutscher Sprache aufzuzeichnen, welches Schicksal ihn betroffen hatte. Von einem Hügel dicht am Buchtstrande, den zu erklettern man ihm nicht verwehrt hatte, war er jenseits des Kanals auf eine schmale Halbinsel aufmerksam geworden, aus deren flach abfallendem Ostufer drei riesige, ziemlich gleich geformte Steinblöcke herauswuchsen. Diese Blöcke erwähnte er auf dem Zettel, dem er absichtlich eine Fassung gab, daß Kiato aus dem Inhalt nie hätte ersehen könnten, was damit beabsichtigt war.

Dann suchte Berger jenen Chinesen, den er vor der Revolverkugel des ergrimmten Piratenanführers bewahrt hatte, für seinen Plan zu gewinnen. Endlich fand er eine Gelegenheit, den Mann heimlich zu sprechen. Er bat ihn, den Zettel seinen Kindern in Hongkong auszuhändigen. Aber der Chinese hatte Angst vor Kiato, fürchtete für sein Leben. Erst nach langem Hin und Her nahm er den Zettel und verbarg ihn in seinem Stiefel.

Am Abend dieses Tages wurde Berger dann an Land gebracht. Bisher hatte man ihn in seiner Kajüte wohnen lassen.

Vorher kam der Mischling zu ihm, der jetzt kostbare chinesische Gewänder trug, und verlangte von ihm einen Schwur, daß er über die Piraten und die Wegnahme des Dampfers nie etwas den Hafenbehörden Hongkongs anzeigen würde. Dann solle er nach drei Monaten freigelassen werden. Er könne ja aussagen, er sei als einziger einem Schiffbruch der „Viktoria“ an der Westküste Formosas entgangen und dort von Strandräubern so lange festgehalten worden.

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Piratennest auf Neu-Helgoland. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Piratennest_auf_Neu-Helgoland.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)