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Hatte stets die Hände leer.
Selbst zu Weihnacht er nichts bringt,

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Weil vor Geiz er förmlich stinkt.


Seht Euch diesen Schmer mal an!
Über ihn man lachen kann.
Seine hohen Filzesschuhe,
Riesengroß wie eine Truhe,

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Sind benäht mit Lederflicken,

Da sie gehen sonst in Stücken,
In den Schuhen Hosen stecken,
Die am Knie sich beutlig strecken.

Dazu trägt er ’n Pelz vom Schaf,

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Den er ablegt nur beim Schlaf.

Um den Hals ein wollner Schal,
Dessen Enden nicht egal,
Ihm ersetzet Schlips und Kragen,
Die – er sagt’s – nur Gecken tragen.

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Auf dem Kopf die Schaffellmütz’

Wirket wie ein schlechter Witz,

Weil darunter lang und dünn,
Künstlerlocken fluten hin
Bis zu jenem Schale dick,

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Der ihm schützet das Genick.

Dieser Schmer, einst Musikante,
Rentner sich seit langem nannte.
Klagte jedoch immerzu,
Hunger ließ’ ihm keine Ruh’.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Neuschub: Das Rodelroß. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Rodelro%C3%9F.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)