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daß ich noch rechtzeitig vom Hauptflur her Schritte vernahm, die sich leise und vorsichtig näherten.

Ich schlüpfte in mein Zimmer, das nur zwei Türen weiter lag, und erkannte Jim Tobalt, der in dunklem Mantel und Hut herbeischlich und nun gleichfalls die drei Frauen belauschte. Er entfernte sich sehr bald wieder, und nach einer halben Stunde begab sich auch seine Mutter in ihr Schlafzimmer, befahl mir noch, die Runde durch die Wohnung zu machen und wie üblich den Hauptgashahn zu schließen. „Ich bin mit Ihnen außerordentlich zufrieden, Lafton“, rief sie mir noch nach. „Nehmen Sie sich die halbe Flasche Rotwein, die auf dem Büfett steht, und trinken Sie davon ein Glas, – Rotwein ist für alte Leute wie Sie ein Lebenswecker, besonders bei diesem garstigen Aprilwetter.“

Und wieder eine Stunde darauf öffnete ich im Dunkeln mein Fenster und ließ vorsichtig eine lange Strickleiter hinab. Zwei Gestalten turnten gewandt empor, und als ich die Fensterflügel und Vorhänge geschlossen hatte, wurde nur die Nachttischlampe hinter dem Wandschirm des Bettes eingeschaltet, und die Feme der Drei saß auf dem Bettrand und hielt wohl die denkwürdigste Beratung ab, die je zwischen uns stattgefunden haben dürfte und die ich hier nur in Schlagworten wiedergeben will.

„Martha Risson wird mit dem Leben davonkommen“, sagte der junge Warner ungewöhnlich drohend. „Die Lebensmittelspenden mit den Bazillenkulturen werden ihr niemals mehr schaden. Dein feiner Instinkt, lieber Olaf, hat sich wieder einmal bewährt.“

Das klang alles so überaus geheimnisvoll und war im Grunde doch so sehr einfach.

Die Feme der Drei trennte sich wieder nach kaum einer Viertelstunde, und ich, der auf das Glas Rotwein doch lieber verzichtet hatte, huschte wie ein Hotelgespenst

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)