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zweifellos Tod durch Herzschlag infolge übergroßer Erregung vorliege, bemerkte er in der rechten Hand der so jäh Verstorbenen ein Büschelchen von Haaren, das sich wie ein rötliches, graumeliertes Schlänglein um den Zeigefinger gewunden hatte.

Bessie Gorrison, ein blondes, schlankes Mädchen von zartem Liebreiz und mit ernsten, klugen, grauen Augen, vermochte vor Schmerz und unendlichem Leid zunächst kein Glied zu rühren und starrte nur unverwandt in das immer mehr sich entfärbende Antlitz ihrer toten Mutter, bis Rechtsanwalt Baakers tröstende Worte ihre unnatürliche Lähmung urplötzlich in eine an dieser Stätte wohl noch nie erlebte erschütternde Szene überleiteten.

Bessie sprang auf, reckte den Arm anklagend zum Tische der verstörten Richter empor und rief mit bebender, tränenerstickter Stimme, der jeder Unvoreingenommene die Wahrheit und Ehrlichkeit anmerkte:

„Ihr habt meine Mutter gemordet, denn die Urkunden waren vorhanden, und wir sind Verwandte Thomas Gorrisons und haben ein Recht auf sein Erbe! Wenn ich hier keine Gerechtigkeit finde, werde ich sie mir anderswo suchen! Denkt an die drei Männer, die ihr steckbrieflich verfolgt, weil ihr rächender Arm selbst die erreicht, die sich hinter euren ungenügenden Gesetzesparagraphen zu verstecken hofften!! Ich weiß, – hier glaubt mir niemand, aber die drei werden mir Glauben schenken.“

Totenstille herrschte im Saale nach diesen drohenden, leidenschaftlichen Vorwürfen, die schon deshalb ihre Wirkung nicht verfehlten, weil in aller Erinnerung noch allzu frisch die Erinnerung an jene Vorfälle lebte, die mit dem Tode einer brutalen Verbrecherin und mit der berüchtigten Feme der Drei so eng verknüpft waren.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)