Seite:Das Zeitproblem (1911).djvu/5

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Freilich, daß und um welchen Betrag die Zeit auf dem bewegten Körper nachgeht, erschließt sich der menschlichen Anschauung noch nicht direkt, noch nicht a priori. Auch für Einstein nicht. Sondern erst auf dem Umwege über die in das neue Erkenntnisgebiet vorgeschobenen mathematischen Gleichungen. Diese freilich sind unerbittlich. An einem Grenzfall habe ich vorzufühlen gesucht, daß eine von uns weg ins Weltall geschleuderte Uhr für uns nachgehen muß:

Zwei gleichgehende Uhren sollen je einen Beobachter haben und nebeneinander ruhen. Nun soll die eine mit ihrem Beobachter plötzlich mit Lichtgeschwindigkeit in den Weltenraum hinausreisen. Vorher haben die beiden vereinbart, sich alle Sekunden mit einem Lichtsignal die Zeit zu telegraphieren. Ein anderes Mittel, um sich über die Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse an verschiedenen Orten zu verständigen, ein anderes Mittel als das Licht gibt es für Menschen nicht. Halten wir ferner fest: das Kriterium für die Gleichzeitigkeit ist, daß der Lichtstrahl hin so lange unterwegs ist wie zurück. Ist er das bei den zwei Uhren, wenn sie zueinander ruhen? Offenbar ja. Und wenn die eine Uhr mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs ist? Offenbar nein. Denn der ruhende Beobachter erhielte zwar in regelmäßigen Sekundenabständen das verabredete Lichtsignal von dem anderen. Dieser aber niemals

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Fritz Müller-Partenkirchen: Das Zeitproblem. , Berlin 1911, Seite 3 (Spalte 1). Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Zeitproblem_(1911).djvu/5&oldid=- (Version vom 9.1.2024)