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5. Kapitel.
Zum ersten Mal in Gauben.

Eine ganze Stunde hatte sich der Detektiv mit der alten Frau in der guten Stube des Vorstehers des Altenheims unterhalten. Diese Unterredung war wieder einmal eine von denen gewesen, bei der Fritz Schaper mit allen Mitteln seines scharfen Verstandes gekämpft hatte. Daß die Greisin tatsächlich geistig noch vollkommen frisch war, merkte er bereits nach den ersten Antworten, die sie ihm mit größter Zurückhaltung und recht unfreundlich gab.

Sie wisse nichts, garnichts – dabei blieb sie.

Da hatte der Detektiv andere Saiten aufgezogen. Er fühlte geradezu, daß die Alte, die sich weinerlich immer wieder auf ihr schwaches Gedächtnis berief, von irgend einer Seite beeinflußt war. Sofort hatte er an den Herrn gedacht, dessen Spuren er schon an allen in Betracht kommenden Stellen begegnet war. Und daher sagte er der Greisin dann sehr energisch auf den Kopf zu, daß der Herr, der gestern bei ihr gewesen sei, sie durch ein Geldgeschenk zum Schweigen verpflichtet habe.

Die Anton spielte recht geschickt die Erstaunte. Es wäre niemand zu ihr gekommen, alles wäre Unsinn. – Worauf Schaper zu dem Vorsteher ging, der dann auch bestätigte, daß am Tage vorher kurz nach dem Mittagessen ein Fremder ebenfalls eine längere Unterredung mit der Anton gehabt habe.

Als der Detektiv dann der Alten wieder gegenübertrat und ihre Lüge nachwies, bekam es die Greisin mit der Angst.

Sie gab alles zu. Der fremde Herr hätte ihr zwanzig Mark geschenkt unter der Bedingung, daß sie

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)