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Nein, das war keine Sinnestäuschung – da stand klar und deutlich – „Gauben“.

Zehn Minuten später saß Fritz Schaper wieder in seinem Arbeitszimmer vor seinem Schreibtisch. Auf dem roten Tuchbezug lagen all die Papiere ausgebreitet, die den Fall des „grauen Gespenstes“ betrafen: Das erste Schreiben des Privatgelehrten, die eigenen Aufzeichnungen des Detektivs über seinen Besuch in dem Städtchen und bei Wernicke, und schließlich die beiden Briefe, in denen die beiden Männer sich gegenseitig verdächtigten.

Der Detektiv hatte sich eine Zigarre angezündet und blies langsam die blauen Rauchwölkchen von sich. Seine Gedanken umspielten ununterbrochen dieses eine Rätsel: Wie kam das Papierstückchen, dieser Überrest eines aus Gauben stammenden Briefes, in den Papierkorb jenes Zimmers? Die Pensionsinhaberin hatte ihm versichert, daß bei ihr noch nie jemand aus Gauben gewohnt habe. Sie kenne das Nest gar nicht. Weiter hatte er sie dann gefragt, wer vor dem angeblichen Fräulein Morrisson das Zimmer innegehabt habe. – Eine Argentinierin einen Monat lang, deren Gatte zur preußischen Armee abkommandiert war. Die Dame habe stets nur Briefe aus der Heimat erhalten. –

Mithin: Wie war der Schnitzel in den Papierkorb geraten, wie – wie? – Eigentlich gab es nur eine Lösung, die ihm aber so weithergeholt schien, daß er sie immer wieder verwarf. Und diese Lösung war, daß zwischen dem Fall „Albert Wendel“ und dem des „grauen Gespenstes“ irgendwelche Beziehungen bestanden! – Nahm man z. B. an, daß der Privatgelehrte Müller mit Deprouval bekannt sei, so ließ sich das Auftauchen des Brieffragmentes in der Pension der Bellevuestraße unschwer erklären. Deprouval und Morrisson waren ja ein und dieselbe Person. Und

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/77&oldid=- (Version vom 26.7.2016)