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langsam, feierlich aus dem Dunkel der Lebensbaumallee hervortrat.

Graue, schleierartige Gewänder, die noch ein Stück hinterher schleppten, umhüllten die Erscheinung, die in gemessenem Schritt an dem Versteck der beiden vorüberkam.

Hartung spielte jetzt den vor Angst und Schrecken völlig Fassungslosen.

Inzwischen war das graue Gespenst bis dicht vor die Kapellentür gelangt.

Da litt es Fritz Schaper nicht länger auf seinem Platz. Er riß die Taschenlaterne hervor und sprang auf. Der Geist drehte sich in der Tür der Kapelle um, hob wie warnend die Hand und war verschwunden. Keine fünf Schritt hinter ihm raste der Detektiv in das kleine Gotteshaus.

Schaper sprang die drei Stufen zu der Tür empor. Das Licht der elektrischen Laterne fiel in den unwirtlichen Raum hinein, traf auf die fliehende Gestalt.

Da – plötzlich – der Graue stolpert, schlägt lang mit dumpfem Krach zu Boden. Irgend ein Brett des zertrümmerten Fußbodens hat ihn zu Fall gebracht. Regungslos liegt er jetzt in dem Eingang zu der Sakristei.

Schon stand der Detektiv neben ihm.

Das Gespenst ist mit dem Kopf auf einen Stein aufgeschlagen, ist bewußtlos. Blut rinnt über sein Gesicht, das jetzt die kleine Lampe so grell bescheint. Ein Fremder, ohne Zweifel. Den Mann hat Schaper noch nie gesehen.

Mit einem Male richtet sich der Detektiv blitzschnell auf. Über ihm knistert und kracht es warnend in dem Gebälk des Daches. Ein Blick nach oben. Die schweren Balken scheinen sich zu bewegen.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/90&oldid=- (Version vom 26.7.2016)