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§ 8.

Im weiteren Verlaufe dieser Untersuchung wollen wir für einige andere Fälle die Gesetze der Zerlegung der Primideale des Grundkörpers im Klassenkörper genau erörtern und die Beweise der aufgestellten Behauptungen erbringen. Es mögen in diesem Paragraphen für die Grundkörper folgende spezielle Annahmen gelten:

1. Unter den konjugierten Körpern gebe es eine beliebige Anzahl reeller Körper.

2. Die Anzahl der Idealklassen des Körpers , im ursprünglichen weiteren Sinne, stimme mit der im engeren Sinne verstandenen Klassenanzahl überein und sei gleich .

Unter diesen Annahmen ist der Klassenkörper relativquadratisch und besitzt folgende Eigenschaften:

Satz 9a. Der Klassenkörper ist unverzweigt in bezug auf , d. h. er hat die Relativdiskiminante in bezug auf .

Satz 9b. Die Klassenanzahl und des Klessenkörpers , im weiteren sowie im engeren Sinne verstanden, sind ungerade ().

Satz 9c. Diejenigen Primideale in , welche in Hauptideale sind, zerfallen in in das Produkt zweier Primideale. Diejenigen Primideale in , welche in nicht Hauptideale sind, bleiben in Primideale; sie werden jedoch in Hauptideale.

Von diesen drei Eigenschaften 9a, 9b, 9c charakterisiert jede für sich allein bei unseren Annahmen über den Körper in eindeutiger Weise den Klassenkörper ; wir haben somit die Sätze:

Satz 10a. Es gibt außer keinen anderen relativquadratischen Körper, der in bezug auf unverzweigt ist.

Satz 10b. Wenn ein zu relativquadratischer Körper eine ungerade Klassenzahl hat, so stimmt derselbe mit dem Klassenkörper überein.

Satz 10c. Wenn alle Primideale in , die in Hauptideale sind, in einem relativquadratischen Körper zerfallen, oder wenn alle Primideale in , die in nicht Hauptideale sind, in einem relativquadratischen Körper Primideale bleiben, so folgt jedesmal, daß dieser relativquadratische Körper kein anderer als der Klassenkörper ist.

§ 9.

Um die Existenz des Klassenkörpers und sodann die Sätze 9a, 9b, 9c zu beweisen, machen wir der Kürze halber die Annahme, daß der Grundkörper und seine sämtlichen konjugierten Körper imaginär sind und nennen dann wie in § 3 eine ganze Zahl in primär wenn sie zu prim ist und dem Quadrat einer ganzen Zahl in nach dem Modul kongruent ausfällt.

Empfohlene Zitierweise:
David Hilbert: David Hilbert Gesammelte Abhandlungen Erster Band – Zahlentheorie. Julius Springer, Göttingen 1932, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Hilbert_Gesammelte_Abhandlungen_Bd_1.djvu/508&oldid=- (Version vom 31.7.2018)