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i) Hallesche Zeitung, vom 12. Juli 1901.

Unter „physiologischen Schwachsinn“ versteht M. die geistige Inferiorität einer Menschengruppe im Vergleiche mit anderen Gruppen. Er sucht nachzuweisen, dass ebenso, wie das weibliche Gehirn kleiner und einfacher als das männliche ist, auch der weibliche Geist unter dem männlichen steht und dass die Natur aus höheren Absichten dem Weibe die Geisteskraft des Mannes versagt hat. Weil das Kind jahrelang in hohem Grade hilfebedürftig bleibt, musste der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Menschen viel grösser sein als bei den oberen Thieren. Das Weib soll vor Allem Mutter sein, es war aber unmöglich, energische Gehirnthätigkeit und voll ausgebildete Mutterfähigkeiten in einem Individuum zu vereinigen. Die Mutter wird geschädigt, sobald das Gehirn zu männlichen Leistungen getrieben wird. Der 3. Auflage seines Aufsatzes hat der vielfach falsch verstandene Verfasser ein ausführliches Vorwort mitgegeben, das Erläuterungen bieten, Einwürfe abwehren und den Sinn der Sache verdeutlichen soll. Es handelt sich hier um den Kern der „Frauenfrage“ und es ist der Mühe werth, den modernen Wahn, der die Gesundheit des Volkes bedroht, ernsthaft zu bekämpfen. Als Anhang erscheint eine Blüthenlese gegnerischer Besprechungen und Zuschriften. Wen der Aufsatz nicht überzeugt hat, den werden diese darüber belehren, dass der Verfasser Recht hat. Dauert die freundliche Theilnahme an, so wird der Verfasser in späteren Auflagen noch Manches nachzutragen haben, das den Feministen übel klingt.


k) Der Litterat. Zeitschrift für moderne Kunst und Litteratur. „Braunschweig“.

Wenn man den Anstrengungen zusieht, welche heute die Weiber machen, um Gleichberechtigung mit den Männern zu erkämpfen, so kann man sich eines Bedauerns nicht erwehren. Es ist dem weiblichen Geschlechte gelungen, sich im Laufe der Zeit in alle möglichen Fächer hineinzudrängen. Sie dürfen Universität besuchen, sind Malerinnen, Bildhauerinnen, Musikerinnen (oder Tonkünstlerinnen wie sie sagen), Dichterinnen. Sie werden für Arbeiten verwendet, die früher ausschliesslich von Männern versehen wurden. Trotz alledem hat sich das Weib nicht die Anerkennung verschaffen können, die ihm gebühren würde, wenn es im Stande wäre, den Männern gleichzuschätzende Arbeit zu liefern. Im Gegentheil, dem grössten Theil der Männer will die Stellung des modernen Weibes als wenig berechtigt erscheinen. Der Kampf tobt nur noch heisser.

Man muss hier vorerst unterscheiden. Ein grosser Theil des weiblichen Geschlechtes kümmert sich absolut nicht um das hier in Frage Stehende. Die zu diesem Theile gehörigen Weiber leben in einer Weise dahin, die man nur billigen kann, ist sie doch von der Natur so bestimmt. Wenn die Mädchen aus der Schule entlassen sind, so befassen sie sich mit der einen oder anderen Arbeit, lassen sich, wenn die betreffenden Jahre gekommen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)