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Beim Ausbruch des Krieges weilte Bischof Willibrord zur Her­stellung seiner angegriffenen Gesundheit im Jordanbad in Württemberg. Von dort richtete er am 6. August 1914 Worte des Trostes und der Aufmunterung an seine Diözesanen. Unter dem gleichen Datum ermahnten auch die beiden Generalvikare Pelt und Cordel die Priester, »in dieser schweren Zeit dem christlichen Volke Trost und Gottvertrauen einzuflößen und Ruhe sowie treue Er­füllung aller gesetzlichen und patriotischen Pflichten durch Wort und Beispiel zu empfehlen.« Auch in den folgenden Jahren war es dem Bischof ein Herzensanliegen, seine schwer geprüften Diöze­sanen immer wieder zu trösten und aufzurichten. Die heilige Fir­mung spendete er wie in Friedenszeiten, wenn auch manchmal von feindlichen Fliegern bedroht. Es war ihm ein großer Schmerz, daß so manche kirchliche Veranstaltungen, wie z.B. die Diözesansynoden und die gemeinsamen Priesterexerzitien, nicht mehr möglich waren.

Da er überzeugt war, daß die für Deutschland ungünstige Stim­mung in Elsaß-Lothringen sich änderte, wenn die Reichslande ein selbständiger Bundesstaat würden (s. S. 129), richtete er im September 1917 an den Heiligen Stuhl die Bitte, beim künftigen Friedensschluß in diesem Sinne tätig zu sein. Zur gleichen Zeit wandte er sich mit demselben Anliegen in ausführlicher Begründung an den bayrischen Ministerpräsidenten Graf von Hertling und bat ihn, er möge seinen Einfluß in dieser Angelegenheit geltend machen. Im Oktober 1915 erreichte er durch die Vermittlung von Erzberger, daß seine Korrespondenz mit dem Kardinalstaatssekretär geschlossen geführt werden durfte; bis dahin war auch sie der Militärzensur unterworfen.

Sehr nahe ging es Bischof Willibrord, daß manche seiner Geist­lichen auf bloße Verdächtigung oder falsche Anklage hin, ohne die Gelegenheit zu bekommen, sich verteidigen zu können, im Lande interniert oder ausgewiesen wurden. Der Oberhirte nahm sich ihrer den Behörden gegenüber immer wieder energisch an. Noch am 22. Oktober 1918 wandte er sich an den Staatssekretär in Straßburg

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Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_195.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)