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Wie sehr stach diese seine friedliebende Gesinnung ab von der überschäumenden Art, mit der von mancher Seite, auch in Lothringen, der nationalen Begeisterung Ausdruck verliehen wurde! Dabei wurden die Grenzen der christlichen Liebe manchmal sehr weit überschritten und förmlich Haß und Unfrieden gesät. So war zum Beispiel am 19. November 1918 in der gemeinsamen, französischen Ausgabe der drei Zeitungen Messin, Lorrain und Courrier Nr. 2 zu lesen[1]: »Ja, sie haben den Waffenstillstand unterzeichnet! Sie haben nicht mehr die Scham, sich noch zu verteidigen, um den Rest von Ehre zu retten, der ihnen geblieben sein könnte. Das kommt daher, wie ich gerne glaube, weil sie weder Kraft noch Hilfsmittel haben. Aber welch ein Sturz! Nachdem sie sich als Herren der Welt gebärdet, nachdem sie heuchlerisch verkündet und wiederholt hatten, daß ihr »alter Gott« mit ihnen wäre, während sie doch frech alle Gesetze der Menschlichkeit verletzten, lassen sie nun so die Waffen aus der Hand fallen und nehmen die härtesten Bedingungen für jetzt und die Zukunft an. O, wahrhaftig, das übertrifft alles, was man erwarten konnte! Das ist mehr als man sagen könnte. Das ist die Gerechtigkeit, die die Völker straft schon in dieser Welt, denn sie haben nicht die Ewigkeit.

Deutschland, Deutschland, jetzt liegst du zu Boden in einem Elend und einer Demütigung, für die es keine Worte gibt. Jetzt erinnere dich des Elsaß und Lothringens, jener kleinen Provinzen, die Frankreich dir als Lösegeld auslieferte: in deinem Dünkel und in deiner Härte hast du sie zermalmt. Jetzt ist die Stunde der Rache und der Wiedergutmachung für sie gekommen. Wir sehen dich ohne Mitleid zu Grunde gehen. Du bist nicht des leisesten Mitgefühls würdig. Unsere vergangenen Leiden und unsere gegenwärtigen Freuden, sie können nur der Gerechtigkeit zujauchzen, die dich zermalmt. Deutschland, wasche dich im Blute deiner Toten und wenn das Blut deiner Soldaten nicht genügt, so nimm das deiner jetzigen Revolution hinzu; denn du sollst wissen, daß, um den Schmutz

  1. In Übersetzung geboten.
Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_205.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)