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dieses Krieges von deiner Stirne zu waschen, es so viel Blutes bedürfte als Fluten im Meere sind ...«

Wie schmerzte den Oberhirten eine solche maßlose Äußerung. Er sah und fühlte es am eigenen Herzen, wie viel die eingewanderten Deutschen, soweit sie nicht, oft in den dürftigsten Verhältnissen, ausgewiesen wurden, damals zu leiden hatten. Deshalb ließ er im Januar 1919 ein eigenes kurzes deutsches Hirtenschreiben für sie von den Kanzeln verlesen. Er mahnte sie darin, in den jüngsten Vorgängen im öffentlichen Leben auch Fügungen der göttlichen Vorsehung zu erblicken, ohne deren Willen kein Haar vom Haupte falle. Sie sollten im Geiste des Glaubens annehmen, was über sie gekommen, ja sich freuen, wenn sie an Christi Schmach ein wenig teilnehmen dürfen. Sie möchten sich durch gar nichts im katholischen Glauben erschüttern lassen. »Seid überzeugt, daß ich Eure Leiden tief mitfühle ... Leider ist es mir nicht möglich, all Euren Bedürfnissen abzuhelfen, aber, was ich habe, teile ich gerne mit Euch. Seid versichert, daß keine Bitte, deren Erfüllung in meiner Macht steht, von mir unberücksichtigt bleiben wird. Mein Gebet für Euch steigt täglich zum Herrn empor und erfleht Euch Gottes besonderen Schutz ...«

In einem eigenen Schreiben empfahl er hierauf den Priestern, sich dieser Deutschen mit Liebe anzunehmen, da manche in diesen schwierigen Verhältnissen im Glauben wankend geworden seien; die Priester sollten auch die Gläubigen ermuntern, daß sie ihnen brüderliche Unterstützung zukommen lassen, damit die Liebe Christi alle mehr und mehr verbinde.

Die nationalen Gegensätze durch christliche Liebe auszugleichen, dieser Gedanke beschäftigte Bischof Willibrord damals sehr stark. Er dachte sogar längere Zeit daran, im Jahre 1919 in einem eigenen Hirtenschreiben alle Diözesanen zu dieser Art von christlicher Liebe zu ermahnen und arbeitete diesen Hirtenbrief auch wirklich aus; doch wurde er auf Wunsch nicht veröffentlicht.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_206.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)