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Damit Gott diese Unsere Wünsche erhöre, so werden Wir fortfahren für Euch zu beten und besonders beim heiligen Opfer Euch dem Herrn zu empfehlen. Seid auch Unser eingedenk in Euren Gebeten. So wollen wir uns gegenseitig unterstützen und einander helfen auf dem Wege zum Himmel. Dort werden wir uns Wiedersehen, um ewig vereint Gott zu lieben und zu loben.

Und nun erheben Wir zum letztenmal Unsere Hände und segnen Euch alle von Grund des Herzens im Namen des † Vaters und des † Sohnes und des Heiligen † Geistes. Amen.«

Diese ergreifenden Abschiedsworte machten tiefen Eindruck. Sie ließen das Bild des allgeliebten, seeleneifrigen Oberhirten wie in verklärendem Lichte erstrahlen. Ein Pfarrer schrieb später dem Bischof: »Aller Augen war tränenfeucht, als ich Euer Gnaden letztes Hirtenwort verlas und Hochderselben in Liebe gedachte.« Es wird das wohl nicht die einzige Gemeinde gewesen sein, der es beim Verlesen dieses Hirtenbriefes so erging.

Kurz vor der Abreise traf den Bischof noch eine große Verdemütigung, die er aber wie alle anderen Bitterkeiten in heiliger Seelenruhe über sich ergehen ließ. Am 23. August wurde ihm ein Erlaß zugestellt, wie ihn die anderen Deutschen erhielten, die freiwillig in ihr altes Vaterland zurückkehren wollten. Darnach hatte sich der Bischof am 27. August zu einer festgesetzten Stunde in einem bestimmten Saale des Bahnhofes einzufinden; er durfte nur ein genau bestimmtes Gewicht Handgepäck bei sich haben und eine bestimmte Summe deutschen Geldes. Dann sollte er den bekannten Weg über die Kehler Brücke nehmen. Am gleichen Tage noch machte der Generalkommissär Millerand, der eben nach Metz gekommen war, diese Verfügung rückgängig; Bischof Willibrord konnte nun abreisen, wann und wohin er wollte.

Der Tag der Abreise war vom Bischof auf Freitag, den 29. August, festgesetzt. Eine kleine Schar treuer Freunde hatte sich mit Bischof Pelt und dem Domkapitel zum Abschied am Bahnhof eingefunden.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_219.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)