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Der Schiffer führte mich zum einzigen Gasthaus, das ein schmuckes altes Herrenhaus war und in einem Blumengarten gegen den See hin lag.

In der Weltverlorenheit dieses italienischen Nestes fühlte ich mich wohl. Es war nichts banal Schönes hier. Aber etwas Geheimnisvolles, das mich schon aus der Ferne an diesen Ort gelockt hatte, tat mir auch jetzt wohl. Es schien mich hier etwas zu erwarten, vielleicht ein ungeheurer Schrecken, mit darauffolgendem süßem Aufatmen. Jedenfalls spürte ich ein neugieriges und angenehmes Gruseln an diesem totenstillen Flecken, wo keine Fremdenschwärme, keine Gasthäuser das Dasein kindisch machten.

Es war mir zumute, wie wenn man nach langen eintönigen heißen Tagen ein Gewitter nahen fühlt, das mit seiner großen elektrischen Spannung die Welt auf den Kopf stellen, Totes lebendig machen und Leben in Tod verwandeln kann.

Ich lese gern in der feurigen Schrift der Blitze. Wenn sie ihre großen Aussprüche auf das sonst so leere Blatt des Himmels schreiben, so ist mir, als läse ich in den Augen alter Propheten, und Schrecken und Erschütterungen,

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/290&oldid=- (Version vom 31.7.2018)