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Jahr später erschienenen Sylva biblicorum nominum mit ihrer Unterscheidung von Topographie und Anthropologie noch steht, die Erläuterungen der Sittenschilderungen durch Verse der „deutschen Poeten“ Eoban, Bebel, Hutten und Celtis auf Mosellans Einfluß; zu der reichlichen antiquarischen Gelehrsamkeit mag schon der Oheim und die Augsburger Schule beigetragen haben. Von Rhenanus sind außer tatsächlichen Entlehnungen, die aber meist nur als eine Meinung neben anderen stehen, nur die etymologischen Versuche wirksam geworden. Althamer sucht Zusammensetzungen mit -man, er möchte den barritus von „Bracht“ (concursus certantium) ableiten, die Mark hat er besser als Rhenanus erklärt, aber er steht doch auch hier den Anschauungen des Celtis und seiner Schule viel näher. Die verhängnisvolle Stelle des Tacitus von den griechischen Inschriften, die es an der Grenze von Germanien und Rhätien gebe, hat auch ihn veranlaßt, eine ganze Seite von Gleichsetzungen griechischer und deutscher Worte zusammenzustellen.[1]

Wie unselbständig Althamer im Grunde doch ist, das zeigen seine Bemerkungen über die Varusschlacht; hier hat er nicht einmal die abwägende Vorsicht des Nauklerus erreicht, Vellejus mit dem eindrucksvollen Hinweis des Rhenanus in der Vorrede bleibt wirkungslos, obgleich er sonst zitiert wird. Es bedurfte stärkerer Mittel, wie wir sehen werden, um Althamer zur Verwerfung der alten Fabel, die bei ihm ja auch eine Stütze an lokalen Erinnerungen fand, zu führen.

Immerhin war hier zum erstenmal eine ausführliche Erläuterung der Germania gegeben, und sie fand Beifall. Als Rhenanus 1533 die zweite Ausgabe des Tacitus veröffentlichte, erklärte er, er hätte die Erläuterungen der Germania ausführlicher gegeben, „ni iuvenis eruditus Andreas Althamerus hunc libellum propriis commentariolis, ut audio, nuper illustrasset.“ Das „ut audio“ kam bei einem vier Jahre zuvor erschienenen Buche wohl einer Ablehnung gleich, sicherlich für den, der Rhenanus kannte, aber Althamer fand in der neuen Ausgabe nun den mächtigsten Anstoß auch sein Werk neu zu gestalten. 1536 erschien es, und zwar statt eines schmalen Heftchens als umfänglicher Band. In dieser Form ist das Buch mehrfach aufgelegt und viel gelesen worden.[2]

Man kann auch hier nicht sagen, daß Althamer als selbständiger Forscher erscheint, er ist nur ein fleißiger Sammler. Wo er kritisch vorwärtsgekommen ist, hat ihm fast überall Rhenanus die Hand geführt.[3] Aber seine Methode hat er doch nicht begriffen, Berosus erscheint nur zurückgedrängt, die Wanderungstheorie ist angenommen,


  1. [266] 196) S. Tacitus I, 50 und II, 80.
  2. [266] 197) Weitere Bibliographie bei Ballenstedt 25 ff.
  3. [266] 198) Er nennt ihn oft, schreibt ihn aber auch aus, ohne ihn zu nennen z. B. II, 114 (Merkurbild bei Schlettstadt), 182 (Prokop- und Agathiaszitat), 196 Kritik der Hist. Bohemica des Enea Silvio). Selbständiges z. B. über Wohnsitze der Chatten und agri decumates.