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und Beatus Rhenanus zu ähnlichen Aufzählungen trieb, die Absicht zu schmeicheln und dafür wieder Lob zu finden, tritt hier deutlich hervor.

Noch deutlicher vielleicht in dem dritten Buche der Exegesis, das von dem Adel der alten und neuen Deutschen handelt. Es ist das Genealogienbuch, der umfangreichste Teil und vielleicht auch derjenige, in dem am meisten wirkliche Arbeit des Irenikus steckt. Allerdings hatte er Vorarbeiten: vor allem Nauklerus, den er auch nennt, der ihm aber gerade im Genealogischen nicht genug tut[1]; Suntheim, der ihm viel hätte nützen können, scheint ihm nicht zugänglich gewesen zu sein.[2] Aber es war nun hier doch auch mehr geleistet, wie bei den Vorgängern. Der Gedanke des Celtis von einer Genealogie der deutschen Herrscher, die mit Tuisco und Mannus beginnend bis auf Maximilian herabführen sollte, war hier wenigstens in großen Hauptstücken gegeben[3] und dazu noch Stammbäume der Großen und Kleinen von den Cherusker- und Gotenkönigen bis zu Grafen von Hohenlohe, Henneberg und Löwenstein und den Herrn von Pfeffingen. Bei nicht wenigen Geschlechtern ist dann noch ein Kapitel über „strategemata“ und das Wachstum ihres Gebietes angefügt. – Als ordnendes Prinzip wählt Irenikus für die Zeit seit der Translatio imperii die Rangordnung der Fürsten. Deshalb haben auch die geistlichen Kurfürsten in diesem Genealogienbuch ihre Stelle, und ihnen werden die Bistümer angeschlossen. Auch eine Stadt genießt die Ehre in den Kranz der nobilitas Germaniae aufgenommen zu werden und ihn zu schließen, es ist Nürnberg, die Stadt Pirckheimers.

Das Quellenmaterial, das Irenikus in diesem Buche heranzieht, ist das bunteste und von sehr verschiedenem Werte. Doch hat er für die Gegenden, die er genauer kannte, auch Urkunden und die lokale Überlieferung benutzt. Die hohenzollerschen Grabsteine in Kadolzburg, von denen er spricht, wird er doch wohl selbst gesehen haben, im hohenlohischen Schillingsfürst scheint er sich längere Zeit aufgehalten zu haben.[4]. Die hohenzollerschen Markgrafen haben überhaupt Eindruck auf ihn gemacht, er lobt ihre politia und freut sich, daß sie jetzt Friede mit Nürnberg haben. Von anderen Herrschergeschlechtern scheint er, abgesehen von den badischen Markgrafen und den Pfälzern, an die ihn Geburt und Dienst band, den alten Sachsenherrschern und von ihren Nachkommen den Herzögen von Braunschweig besonders hold zu sein. Heinrich der Löwe tritt mehrfach bedeutsam hervor.[5]


  1. [279] 89) Exegesis III, 80: Sunt praeterea, qui intentissima cura Suevorum historiam adierunt, ut Urspergensis, Conradus Peutinger et alii. Nauclerus paulo effusius rem tractavit, verum non per modum genealogiae, nunc illum, nunc hunc tantum nominando, sine omni progenierum aut stirpium connectione et necessitate.
  2. [279] 90) Doch scheinen sie mehrfach auf gleichen Quellen zu beruhen. Ein Vergleich würde sich lohnen.
  3. [279] 91) S. die Tafeln Exegesis III, 4, 17 [Franken hier ohne Trojanerstammbaum], 33 [alle Kaiser von Karl d. Gr. bis Maximilian „quomodo de genere in genus descenderint“].
  4. [279] 92) Exegesis III, 58: aliquorum nomina in Katelspurg loco, tribus a Norinberga miliaribus distante, continentur, ubi et eorum genealogia ac sepultura memoriae prorogantur. III, 59: Vidimus huius rei testes literas in castro Schillingsfurst, ebenso III, 99. Vgl. im geographischen Teil X, 12: Verum Germania circa Nurembergam altissima est et praecipue versus partes, ubi arx Schillingsfurst cernitur, quem locum totius Germaniae eminentissimum altissimumque puto (! Schillingsfurst liegt in der Tat auf einem Höhenpunkt der fränkischen Terrasse). III, 91 kennt er eine Münze von Wilhelm von Holland, dem Sohne Ludwigs des Baiern.
  5. [279] 93) Exegesis III, 63: Omnes illae praedictae facultates uni Henrico accesserunt, foelici plane ac omnium principum absolutissimo, si quid in rerum natura tam absolutum fuisset, quod stabilitate quadam modesta ac foelicitate niti possit, ita quod interitu careret.