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46. Eines ungelahrten Dorff Priesters.

Ein frembder in der Schrifft / ein Burger in Postillen /
Muß diesen engen Raum mit seinem Leibe füllen.
Es weint das gantze Dorff / es schalt in aller Ohren /
Das Bierhauß und Altar hat seinen Schatz verlohren.

47. Eines einfältigen Schulmeisters.

     Hier liegt Hortensius ein alt Parnassus Kindt /
     Er wolt’ ein Führer sein und war doch selber blindt.
Wer auff den Grabstein hier wird seine Nothturfft legen /
Dem wird die dürre Handt die blossen Backen fegen.

48. Eines Jüden.

Die Christen wolten mich in keinen Zünften leiden /
Ich solte Kauffmanschafft und allen Handel meiden /
     Die Wahrheit bringt mir itzt nicht wenige gefahr /
     Mann haste mich darumb weil ich beschnitten war.

49. Eines Spaniers.

Hier ruht ein Ritter-Man / ein rauher Reichs-zerstörer /
Den Rom geehret hat als einen Kirchen-mehrer /
Viel mehres sag ich nicht / was hier vor Beine liegen /
Ein wort: Die Assche stinckt nach Knoploch und nach Ziegen.

50. Eines Moren.

Kein Europeer soll die schlechte Grab-Schrifft lesen /
Vnd lachen daß ich Schwartz und Nackent bin gewesen.
     Ich trug der Mutter Bild / dich kleidet Bock und Kuh /
     Du bist mehr Vieh als Mensch / ich war mehr Mensch als du.