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36. Eines Pollnischen Schutnickels.[1]

Die Weichsel war mein Meer und Dantzig der Weldt Ende /
Da fürchtte man mein Maull und haste meine Hände /
Ich Starb und war nicht recht in Charons Naggen kommen /
Da hatt’ ich alsobaldt den besten Rock genommen.

37. Eines Mahlers.

Der Kunstriß meiner Handt / ziert meines Fursten Schätze /
Doch fält er durch den Spruch der Himlischen gesetze /
     Die Taffel frist der Wurm / mein Mahlwerck frist die Zeit /
     Hier wirdt der Mahler selbst ein Bildt der Sterblichkeit.

38. Eines Narren.

Mit Lachen soll dein Mundt die kurtzen worte lesen;
Hier liegt ein lustig Häupt / so vielen lieb gewesen /
     Der Schellen kan dein Kopf kein rechter erbe sein /
     Der mangel ist bey dir / sie sint dir gar zu klein.

39. Eines Hörnträgers.

Zwey Hörner liegen hier in dieser Grüfft begraben /
Nicht dencket daß ein Bock hier mag die Ruh-stad haben /
Hier liegt ein gutter Man der Hörner hat bekommen /
Nach dehm ihm die Natur das stossen hat benommen.

40. Eines Kammachers.

     Nicht spotte daß mein Hauß stets voller Hörner stundt /
     Undt daß verachte Wort ernehrte meinen Mundt /
Ich sage dir ein wort / undt bistu noch so Edel /
Ich führt’ es in der Handt / du aber auff dem Schedel.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Schutnickel: entweder Verbalhornung des slawischen szkutnik (Schiffbauer) oder Zusammensetzung aus Schute und Nickelein (schelmischer Wicht, Geist). Quelle: Institut der Danziger Straßenkunde: Adebargasse (früher Schutnickelgasse)
Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_21.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)