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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

80.

Nicht jenes alte Band will ich erneuern,
das er zerriß, nicht hinderlich ihm seyn,

635
nach seinem theuren Latium zu steuern.

Um Aufschub bitt ich ihn allein,
um etwas Frist, den Sturm des Busens zu bezähmen,
gelaßner zu verschmerzen diesen Schlag.
Noch diesen Dienst laß in das Grab mich nehmen,

640
der deiner Liebe Maaß an mir vollenden mag.


81.

So fleht die Elende. Der Schwester heiße Zähren
bringt Anna vor sein Ohr. Umsonst, die Götter wehren,
sein leicht gerührtes Herz verschließt des Schicksals Macht.
So, wenn den hundertjährgen Eichstamm umzureißen,

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die Alpenstürme wüthend sich befleißen,

und brausend ihn umwehn. Bis an den Wipfel kracht
der Stamm, sie fassen heulend seine Glieder,
und von den Zweigen rauscht ein grüner Regen nieder.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)