Seite:De Neue Thalia Band1 255.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

geben konnte, und also genöthigt war, ihn erst einige Augenblicke in der Gesellschaft der jungen Gräfin verziehen zu lassen. Der außerordentliche Werth, den der König auf ihre Rathschläge setzte, schmeichelte der guten Mutter, und ihre Freunde ließ es sie nicht ahnden, daß eine andre Ursache, als seine hohe Idee von ihrer Weisheit ihn zu ihr führen könnte. Aber sie war nicht die einzige, die sich über Gustavs Gesinnungen täuschte. Er selbst war weit entfernt, sich Rechenschaft davon geben zu können. Er räumte ein, daß ihn der Umgang mit der Gräfin anzöge, daß er stets um sie zu seyn wünschte, und diesen Genuß verschafte er sich auch, so oft es möglich war; aber er gestand sich nicht, daß er sie liebte, denn das wußte er selbst nicht. Er hielt das, was er für die Holländerin gefühlt hatte, für Liebe, und freylich waren seine jetzigen Empfindungen von einer ganz andern Art.

Er würde vielleicht noch lange in dieser Täuschung fort geschlummert haben,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)