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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Freude, als wäre er nicht hintergangen worden. „Ich hoffe,“ sagte er zu seiner Schwester, „daß dies Mädchen wohl so viel für mich werth seyn soll, als ein Knabe, und ich bitte Gott, es mir zu erhalten, weil er es mir gegeben hat.“ – „Sie wird schlau werden,“ setzte er nach einer Weile lachend hinzu, „denn sie hat uns alle betrogen.“

In der That liebte er auch diese Tochter mit der innigsten Zärtlichkeit. Er bestimmte sie, von dem Augenblick ihrer Geburt an, zu seiner Nachfolgerinn, und ließ ihr zu dem Ende eine ganz männliche Erziehung geben. Sie wurde in der Mathematik, in den alten und neuen Sprachen, und in allen den Kenntnissen, welche einem Fürsten zu wissen nöthig sind, unterrichtet. Der Geist ihres Vaters hat unstreitig auf Christinen geruhet, aber in ihrem Charakter blieb etwas unbestimmtes und schwankendes, welches vielleicht größtentheils eine Folge dieser für ein Mädchen nicht ganz passenden Erziehung war. Sie

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_353.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)