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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Blut floß unaufhörlich, und man befürchtete, daß die Pulsader am Halse zerrissen, und die Wunde tödtlich seyn möchte. Gustav las diese schreckliche Vermuthung in der Todtenblässe der Umstehenden, und hörte sie mit ruhiger Ergebung in den Willen der Vorsehung. Er bereitete sich mit vieler Fassung zum Tode.

Weil es nicht möglich war, das Blut zu stillen, so brachte man den König nach der kleinen Stadt Dirschau, wo sein Leibarzt die Wunde untersuchte. Bey dem Anblick derselben entsetzte sich dieser so sehr, daß er sich nicht enthalten konnte, auszurufen: „Das habe ich voraus gesehn, weil Ew. Majestät auch gar keine Warnung annehmen wollen.“ Gustav verzog den Mund zum lächeln, und antwortete blos mit dem lateinischen Sprüchwort: „Der Schuster bleibe beym Leisten.“ Der Wundarzt fuhr fort, die Wunde zu sondiren, und erklärte zuletzt, es sey unmöglich die Kugel heraus zu ziehen, weil sie zu tief eingedrungen wäre. „So mag sie denn stecken bleiben,“ sagte Gustav ganz kalt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_363.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)