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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Lechzend sank ich an der Save Mündung
Von dem Pferde hin auf feuchtes Moos;

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Lieb und Ehre traten in Verbindung,

Und die Ruhe nahm mich auf in ihren Schooß.

Emma, dacht’ ich, wirst du wieder sehen,
Eh sich Erd und Mond um unsre Sonne drehen:
Emma’s ist kein Weichling werth.

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Zeuch, du Zager, hast du nicht ein Schwert,

Soll dein Nam’ in Schanden untergehen?
Zeuch, wohin man dein als Rittersmann begehrt,
Emma’s ist kein Weichling werth.

Und, Aurora, stieg empor am Himmelsbogen. –

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„Auf! zu Pferd! Jerusalem liegt dort!“

Sprachs: und Erd und Himmel flogen
Unter über mir wie Luftgesichte fort.
Bald erreicht’ ich den bestimmten Ort,
Wo die Christenheere gleich den Meereswogen,

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Kaiser Friederich und seine Ritter zogen.


Ha! wie viele sahn denn auch das Grab
Unsers Heilands und die Heimath wieder?
Tausend, wieder tausend meiner Brüder
Drückte Todesnoth zu Grabe nieder,

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Ich nur stürzte nicht hinab;


Was das Schwert nicht fraß, das starb in Hungerswehen;
Dorrte wie des Grases Halmen ab,
Ich nur konnte nicht mit untergehen:
Gott, wie unbegreiflich dein Gericht! –

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Wo vom Blut der Christen Bäche flossen,

Hab auch ich mit ihnen meins vergossen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_416.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)