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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

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     Wo find’ ich dich? Wer mißt die Klüfte aus,

Dran irrend meine Augen hangen?
Wandl’ ich, ein Fremdling, in dem eignen Haus?
Hält Ungewißheit mich im eignen Erb gefangen?
Der große Schauplatz dieser Welt

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Liegt herrlich vor mir aufgeschlossen:

Von Wundern hoher Macht und Schönheit rings umflossen,
Staun’ ich: die Sonne der Vernunft erhellt
Die bunte Szenen mir, und deutlicher entfalten
An ihren Strahlen sich die irrenden Gestalten.

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Der Freude goldne Quellen rinnen

Durch alle Pforten aller Sinnen.

     Du Selbst in mir, Kraft edler fremder Art,
Wer hat zum todten Stoffe dich gepaart?
Wer diese Sinnen mir entriegelt?

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Du Eines, das die Welt, sich selbst sich offenbart,

Wer mit der Geisterwürde dich versiegelt?
Du räthselhaftes Ich,
Was ist dein Wesen, wo dein Ursprung, sprich!
Bist du dem Staub, wie dieser Leib, verwandt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_027.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)