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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

so wird es zweckmäßiger seyn, vorher auszumachen, welcher von ihnen der Gegenstand des Lobes seyn solle. Ich will also versuchen dies zu verbessern; zuerst denjenigen Gott zu bestimmen, dem das Lob gelten soll, und ihn dann eines Gottes würdig zu loben. Wir alle wissen, daß keine Liebesgöttin ohne Amor ist. Gäbe es also nur Eine, so würden wir auch nur Einen Amor haben. Da es aber ihrer zwey gibt, so muß es nothwendig auch zwey Amor geben. Ich sage: es gibt eine doppelte Venus; eine ältere nämlich, ohne Mutter, des Uranus Tochter, welche eben deswegen auch Urania (die Himmlische) heißt; und eine jüngere, Jupiters und der Dione Tochter, welche die Gemeine genannt wird. Wir müssen also allerdings auch den Gehülfen der leztern den Gemeinen, jenen aber den Himmlischen nennen. Man soll zwar alle Götter loben; aber wir wollen jezt nur versuchen, die besondern Eigenschaften von diesen beiden darzustellen. Eine Handlung an und für sich betrachtet ist weder schön noch häßlich. Zum Beyspiel, was wir eben jezt thun, Trinken, Singen, Reden; keines dieser Dinge ist an und für sich schön, sondern es wird es durch die Art und Weise, wie es geschieht. Es ist schön, wenn es auf eine schöne und anständige Art geschieht; häßlich aber, wenn es nicht auf eine anständige Art geschieht. Eben so ist es auch

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)