Seite:De Neue Thalia Band2 201.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

und mir ist eben dadurch die Größe dieser Gottheit, die ihren Einfluß über alles, über göttliche und über menschliche Dinge ausbreitet, um so bewundernswürdiger erschienen. Meiner Kunst zu ehren, will ich nun von den Gegenständen der Heilkunde den Anfang machen. Auch in der Beschaffenheit der Körper zeigt sich der doppelte Amor. Die gesunden und die kranken Theile eines Körpers sind offenbar sehr verschieden und unähnlich. Nun zeigt aber unsre Wissenschaft, daß auch zwischen den ungesunden Theilen sich eine wechselseitige Liebe finde; also giebt es eine andere Liebe in den gesunden Theilen, eine andre in den kranken. Nun läßt sich aber auch hier die Regel anwenden, die Pausanias in Rücksicht auf die Menschen aufgestellt hat: daß es nämlich schön sey, den Guten; schändlich, den Verderbten mit Liebe entgegen zu kommen. Gerade so kann ich nun auch in Rücksicht auf die Körper sagen: es ist schön und nothwendig, und eines Arztes würdig, die guten und gesunden Theile zu pflegen, schändlich hingegen, die verdorbenen und kranken Theile zu nähren; diesen muß man vielmehr

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)