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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

zu entschlagen und fromm gegen die Götter zu sein, damit wir nicht nur dies Unglück abwenden, sondern auch des Glücks theilhaftig werden, wozu Amor uns leitet und hilft, wenn wir ihm nur nicht entgegenhandeln. Ihm entgegen aber handelt, wer sich die Götter zu Feinden macht; denn, nur wenn wir Freunde der Gottheit sind, haben wir Hoffnung, unsere wahren Liebchen zu finden – ein Glück, das Wenigen zu Theil wird! – Daß mir aber nicht Eryximachus Tadelsucht dies auffasse, und auf Pausanias und Agathon deute! denn sie gehören auch vielleicht zu jenem Geschlecht, und haben ehmals einen Doppelmann mit einander ausgemacht. Ich spreche ganz im Allgemeinen von Männern und Weibern, indem ich behaupte: daß wir nur dann die höchste Stufe unseres Glücks erreichen, wenn uns die wahre Liebe zu Theil wird, wenn jeder seine eigentliche geliebte Hälfte wieder findet, und vereinigt mit ihr in sein ursprüngliches Wesen gleichsam wieder verwandelt wird. Ist dies der höchste Grad des Glücks, den wir erreichen können; so muß unter den gegenwärtigen Umständen das, was diesem am nächsten kömmt, der höchste seyn, nämlich einen Liebling zu finden, der unserem Herzen entspricht. Wie könnte ich aber den Gott der Liebe würdiger preisen, als wenn ich von ihm alles dies Glück ableite, wenn ich erkläre, daß er es ist, der uns gegenwärtig

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)