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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

dem wunden Herzen sein Geheimnis zu

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entziehn. Ein leichter Kummer zwar verwebe

durch Worte unserm Sinn sich fester, mild
und freundlich lößt der tief’re sich durch sie.
O sprich, besänftige mein zweiflend Herz!

Lidia.

Ja es besiegt dein edler Gram um mich

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der Seele Widerstreben – Treues Herz!

So dulde dann mit mir! Erleichterung
blüht nicht für mich an dieses Lebens Ufern –
Aus Lethe’s Wellen schöpft’ ich sie allein –
und ewig flieh ich die Vergessenheit.

Irene.

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So liebst du gute Seele! Liebe nur

giebt unserm Wesen die Verworrenheit,
daß wir aus einem Gegenstande Freud
und Kummer schöpfen. O ich fasse nun
das traurige Geheimnis! Deine Lippen –

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die opfern nur in Hymens Tempel, und

dein Herz –

Lidia.

Es findet da den Tod. Mit Recht
wohl nenn ichs sterben, von der Hofnung scheiden,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)