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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

Fünfte Scene.

Lidia
(allein.)

390
O, Pallas, die des Friedens Künste liebt,

die selbst mit heil’ger Hand den Oelbaum pflanzte –
die Menschen bey der Erde Gaben still
und einig wohnen lehrte! Heil’ge, gieb
auch innren Frieden dem Gemüth, daß hold

395
der Wahrheit volle Blumen ihm entblüh’n –

Mit welcher Lust entfaltete mein Geist
in keimenden Gedanken seine Kraft,
in jenen goldnen Tagen, als zuerst
die Wissenschaft in einem höh’ren Geist

400
die Tiefe der Natur und Menschheit mir

enthüllt, – Ach, des Erkennens süße Freude
wohin ist sie geflohn! Nur todte Schrift
schwebt um den innren Sinn – der Liebe Hauch
erzeugte meinen Geist! Bin ich nicht ganz

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ihr Eigenthum, und ewig ihr geweiht?

Wohl seyd ihr Schwestern hohe Himmlischen
gebohren aus des Vaters Haupt und Herzen,
doch selten geht ihr sonst vereint – Warum?
Warum ergriffet ihr mein Herz so fest

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_264.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)