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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

und jedes Glückes schöne Blume blüht! –
in diesen Stunden, Wilhelm! ach, wie werth

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bist du dann meinem Herzen, das durch dich

erheitert und erwärmt, des Lebens Pulse
nun doppelt schlägt! Du meiner Seele Freund!
Vertrauter meiner Leiden! was hab’ ich
vom Himmel, der mir deine Freundschaft gab

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nun ferner noch zu bitten? Warlich nicht

daß an der Weichsel kornbekränzten Ufern
des Landes goldner Seegen mir gehöre;
nicht daß am Fuß der blumenvollen Alpen
im Schooß der Freyheit und Natur, für mich

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der stolze Stier voll Muth das Thal durchbrülle,

indeß von ihren Schätzen reichlich mir
Die schönste Heerde zollet; – warlich nicht,
daß in der Bank von Amsterdam mein Nahme
als Millionär verzeichnet stehe, daß

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der karge Bataver mir Renten zahle;

damit Italiens große Künstler mir
in jenem zauberischen Tempe, wo
Torquato einst am Busen der Natur
sich bildete, und das Bertola uns

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so reizend schildert, zwar ein Landhaus nur,

und doch der Kunst, des Reichthums und Geschmaks
erhabnes Meisterwerk, erbauen könnten.
Mag immerhin auf goldenen Gefäßen
der Nabob von Bengalen, frohen Muths

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die Seltenheiten Indiens verprassen,

indeß das Schiff, das seine Schätze trägt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)