Seite:De Neue Thalia Band3 035.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

sind sie vor Jahrtausenden vom Meere, als es noch Thäler und Höhen bedekte, hieher gewälzt. Dieser Gedanke flößte mir Ehrfurcht gegen diese Reste der Urwelt ein. Auf einige hatte der Wind nach und nach so viele Erde zusammen getragen, daß der Landmann Kohl darauf pflanzen konnte; ein andrer Stein, sah ich, war zur Seitenwand eines Hauses genutzt. Nicht ohne mühsame Ueberwindung unsrer Neugierde giengen wir jetzt am Gletscher Bossons vorbey, der eine halbe Stunde vom Wege unter dem Montblanc liegt. Wir hätten sogern auch diesen höchst merkwürdigen Eishaufen in der Nähe gesehn, aber wir durften keine Stunde verlieren, wenn wir um 3 oder 4 bey der Höhle von Balme eintreffen wollten. „In der Ferne, sagt Bourrit, stellt der Bossons die Ruinen einer Stadt vor: man sieht da Thürme, Pyramiden, Obelisken, die einen aufrecht, die andern gesenkt. Wenn die Sonne ihre Strahlen auf sie schießt, macht der blendende Glanz ihre Weiße und Durchsichtigkeit noch prächtiger. Dann scheinen sie Thürme vom reinsten Alabaster zu seyn, und das schönste Porcellan weicht ihrer blaulichen Farbe, die sich mit dem Glanz der Sonne mischt. Und diese Gegenstände sind nicht klein, diese Thürme, diese Obelisken sind 80 bis 100 Fuß hoch. Kaum kann dies die Einbildung faßen;

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_035.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)