Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält. | |
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Treuhold (für sich.) Unglücklicher Fürst! (Wischt sich eine Thräne aus dem Aug’ und geht ab.)
Heinrich. Der Arme! – Wie traurig er dahin schleicht! Eine Thräne des Mitleids glänzte in seinem Auge. – O, Dank Dir, allmächtige Gottheit! daß Du mir noch diesen Schatz übrig ließest! Du nahmst mir viel – sehr viel. Aber noch bin ich nicht ganz elend; weil unter den Millionen, die ich verlor, doch noch ein Freund mir übrig blieb, noch ein Herz für mich fühlet, noch ein Menschenaug mir des Mitleids edle Thräne weihet – – Aber, nur – nur einer blieb mir übrig, von all den Tausenden, die in dem Sommer meines Glücks sich an den Strahlen meiner Kaiserkrone erwärmten. – Alle, alle übrigen wichen vor dem Ungewitter meines widrigen Schicksals. Die Donnerkeile des dreyfachgekrönten Geistestirannen jagten sie von mir, daß sie flohen wie Sperlinge vor den Krallen des Geiers. – O Heinrich, Heinrich! wie tief ist der Abgrund in den Dich Priesterbosheit und Kinderundank herabschleuderten? – O, wer kann den Ozean des Elends ergründen, in den dich zwey gränzenlosboshafte Päbste und zwey undankbare Söhne versenkten? – Die Menschheit schaudert zurück. Die Natur empört sich, und die Teufel in der Hölle selbst erröthen bey der Riesengröße dieser Bubenstreiche.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)