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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

4.

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Hier sank ein Vater. Sein Gebein

Wird fern von Weib und Kind im fremden Lande modern;
Die Gattin härmt sich ab im öden Kämmerlein,
Wann Kinder sehnsuchtsvoll von ihr den Vater fodern,
Und täuscht, vertröstend, sie auf seine Wiederkehr.

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Sie harren lang. Einst kehrt im Siegesklang das Heer:

Wo ist mein Vater? ruft mit Ungestüm der Knabe;
Dann bricht sie schluchzend aus: Ach, liebes Kind, im Grabe!

5.

Hier haucht ein Jüngling, halb zerrissen,
Sein sanftes Leben aus. Dem Arm der Braut

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Entwand er sich und ihren Abschiedsküssen,

Und Freyheit war sein letzter Laut.
Das Mägdlein grämt daheim sich bleich und hager;
Die schwarze Ahndung zeigt ihr oft um Mitternacht
Das Bild des blutenden Geliebten in der Schlacht,

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Und schreckt sie wild empor vom naßgeweinten Lager.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)