Seite:De Neue Thalia Band4 019.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

6.

Wer aber ist der jugendliche Held,
Aus dessen Brust so laut des Lebens Quelle sprudelt,
Und dessen Antlitz, selbst von Staub und Blut besudelt,
Durch sanften Reitz im Tode noch gefällt? –

45
Hier sank er im Gewühl von Reisigen und Rossen –

Sein gelbgelocktes Haupt, sein zarter Leib,
Sein blaues Auge halb geschlossen –
Täuscht mich mein Blick? Wie, seh ich recht? Ein Weib?

7.

Entflieht, entflieht ihr Töchter sanfter Freude!

50
Wer leitet euern Pfad ins ernste Blutgefild?

Wer hat mit diesem Kriegsgeschmeide
Den feinen Gliederbau umhüllt?
Der zarten Weiblichkeit verschämte Freuden winken
Mit einem süssern Tod. Uns ziemt das blut’ge Recht,

55
Dem rauhen Manne ziemt’s, im heissen Kampf zu sinken.

Entflieht! Vertilgt nicht auch das keimende Geschlecht!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)