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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

dem Gesange. Die höhere Verfeinerung fodert einen gedämpften Laut, eine Aufsparung des leidenschaftlichen Ausdrucks auf das paßende Moment, einen Total Eindruck von Ruhe. Die Accente erscheinen gleichsam im verjüngten Maasstabe. Die Sprache nähert sich mehr oder weniger dem Gesange nach Verhältniß des Leidenschaftlichen in dem Stoffe – wird aber nie Gesang, so wie die Prosa des Redners der Poesie sich nähert, ohne sich jemals ganz in Verse zu verwandeln.



Ist eine Sprache vorhanden, die sich vom Gesang unterscheidet, so kommt es zuerst darauf an, die Bestandtheile der Rede zweckmäßig zum Behuf der Deutlichkeit[1] zu trennen, und zu verbinden. Dieß geschieht durch Pausen.

Ihre Länge und Kürze unterscheidet die Abschnitte der Rede, nachdem sie entweder ein für sich bestehendes Ganze ausmachen, oder mit andern Theilen nothwendig zusammenhängen.

Der vollendete Sinn der Rede giebt eine gewisse Befriedigung. Mit dieser hört die vorhergehende Anstrengung des Sprechenden auf, und wenn er vorher, um besser gehört zu werden,


  1. Bey dem, was über Deutlichkeit gesagt ist, liegen gröstentheils die Bemerkungen des Herrn M. Schochers zum Grunde.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)