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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.

Was ist das? Sie ist mir weniger lieb; oft fängt sie mir an unerträglich zu werden. – Ist das Neid? Marie, Marie! Wohin geräthst du? – Er ist da. Jetzt darf ich mir’s gestehen, da ich allein bin, da mich niemand hört. Seine großen Anlagen stehen in ihrer Reife; er ist ein vollkommener Mann geworden. Wenn er mich noch liebte! – Gott im Himmel! Als ich noch ein Mädchen war, als ich das erstemahl das Geständniß hörte, er liebe mich, und mit Zittern empfand, wie ein fremdes Feuer von seinen Worten ausgieng; und ich’s nicht zu denken wagte, daß er das Bild des guten Menschen in mir verdrängte, dem ich mich in kindlicher Genügsamkeit ergeben hatte – – Moritz! Nein, ich klage ihn nicht an. Selbst damahls, als er einen Augenblick vergaß, als er es mich beynahe vergessen machte, ich sey Gattin, wie gleich blieb er sich! Es ist ein edler Mensch. Und ich darf nicht, auch jetzt, da diese Bande gelöst sind, soll ich’s nicht gestehen, wie ich ihn liebe. O, es ist eine klägliche Geschichte! (Sie weint). Nimm

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Vierter und letzter Band, welcher das vierte fünfte und sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band4_300.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)