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(„Auf den Zwockel bin ich neugierig,“ schrie einer aus der Menge.)

„No,“ sagte der Hauptmann, „no, – i wier halt an die ehrenrädddlichen Vurschriften denken!“ – –

„Hm,“ strich sich der Dolmetsch das Kinn, „hm, – ich – hm, – ich denke, Herr Hauptmann, – hm, – dazu – hm – sind die Flaschen vielleicht doch nicht widerstandsfähig genug.“ –

„Alsdann laß mich, Kamerad,“ drängte sich ein Oberleutnant vor. –

„Ja, ja, laßt’s ’n Katschmatschek“, schrien alle, „dös is a scharfer Denker.“

Der Oberleutnant legte sich die Kette um den Kopf. – „Bitte“, – reichte ihm der Dolmetsch verlegen ein Tuch, – „bitte: … Pomade isoliert nämlich.“ –

Deb Schumscher Dschung der Gosain mit seinem roten Lendentuch und dem weißgetünchten Gesicht trat hinter den Offizier. – Er sah heute noch unheimlicher aus als in Berlin.

Dann hob er die Arme. – – – – –

Fünf Minuten – – – – –

Zehn Minuten – – nichts.

Der Gosain biß vor Anstrengung die Zähne zusammen, und der Schweiß lief ihm in die Augen. –

Da! – Endlich. – – Das Pulver war zwar nicht explodiert, aber eine sammetschwarze Kugel – so groß wie ein Apfel – schwebte frei in der Flasche. –

„Dös Werkl spüllt nimmer“, lächelte der Offizier verlegen und trat vom Podium herab. – – Die Menge brüllte vor Lachen. –

Erstaunt nahm der Brahmane die Flasche – – – Da! – Wie er sie bewegte, berührte die innen schwebende Kugel die Glaswand. Sofort zersprang diese, und die Splitter, wie von einem Magnet angezogen, flogen in die Kugel, um darin spurlos zu verschwinden.

Der sammetschwarze runde Körper schwebte jetzt unbeweglich frei im Raum. –

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/013&oldid=- (Version vom 31.7.2018)