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Centner aus den vereinigten Staaten Nordamerika’s, 291,430 Centner aus Brasilien, 321,870 Centner aus Ostindien, 64,540 Ctr. aus Ägypten u. s. w. Die Einfuhre Frankreichs betrug damals ungefähr 450,000 Centner.




Die Gewöhnung des Menschen an Arbeitsamkeit.

Die Arbeit ist fruchtbringend, gewährt Glück den Einzelnen, und vermehrt den Reichthum der Staaten. Sie ist die Grundlage alles Wohlstandes. Ihre Erzeugnisse liefern vielfache Tauschmittel und befördern den wohlthätigen Verkehr zwischen den Nationen. Man kann daher nicht genug dahin streben, die Menschen arbeitsam zu machen, aber diese schaffende Thätigkeit muß verständig seyn; Alles muß zur rechten Zeit und in gehöriger Ordnung geschehen. So vortheilhaft jedoch eine zweckmäßige Arbeitsamkeit für Alle ist, so hat doch der Mensch nicht viel Lust dazu, weil er von Natur zur Trägheit geneigt ist, die Ruhe liebt und sich im Nichtsthun glücklich preiset. Jener Bettler, dem man seine Faulheit vorwarf, erwiederte: „ach, mein Herr! wüßten Sie, wie glücklich man ist, wenn man nicht arbeitet, so würden Sie Ihre Vorwürfe sparen, und mir eine reichliche Gabe spenden.“

Da nun der Mensch von Natur einen Hang zur Faulheit hat, so muß man diesen auszurotten suchen und ihn vertilgen, weil er der Bestimmung des Menschen widerspricht, die in der Selbstthätigkeit nach vernünftigen Zwecken besteht. Von früher Jugend muß man den Menschen an Arbeitsamkeit gewöhnen; denn der Fleiß ist eine Gewohnheit, die man sich durch lange Übung zu eigen macht, durch die man viel gewinnt, weil sie ehrt und nährt. Man gewöhne daher von den frühesten Jahren an die Kinder an zweckmäßige Thätigkeit, bilde ihren Verstand aus, und lehre sie etwas erwerben; der Vortheil, selbst wenn er gering ist, ist ein großes Reizmittel zum Arbeiten. Der Gewinn, den man selbst macht, spornt die Thätigkeit, und der Knabe und das Mädchen freuen sich, wenn sie etwas verdienen können. Aber diese Thätigkeit sey mit Verstand verbunden; sie habe einen Zweck, der löblich und gut ist. Wer Kenntnisse sich erwirbt, der erweitert seine An- und Aussichten und seine Macht, verschafft sich Mittel zu seinem Glücke und überwindet leicht Schwierigkeiten und Gefahren, die sich ihm in den Weg werfen. Frühzeitiger Fleiß giebt eben so viel Muth als Stärke, und erwirbt nicht bloß Liebe, sondern gewährt auch Ansehen. Man befördere die Thätigkeit des Geistes und Körpers in dem Knaben und Mädchen auf die naturgemäße Art. Man fange mit dem Leichten an, gehe zum Schwereren fort, und endlich löset man jede noch so schwierige Aufgabe glücklich. Was der Mensch oft wiederholt, das wird ihm leicht. Durch die Gewohnheit führt man das aus, was man kaum für glaublich hält. Aller Anfang ist schwer, alle Kräfte sind zuerst schwach, aber die Übung stärkt sie und die Beharrlichkeit erregt Lust, welche stets zu neuer Thätigkeit anspornt. Man liebt seine Kinder nicht, wenn man sie nicht frühzeitig an Thätigkeit gewöhnt; man verscherzt ihr Glück, wenn man ihren Geist und Körper nicht zeitig ausbildet, beider Kräfte stärkt, und ihnen dadurch Selbstvertrauen und Muth einflößt. Der Mensch ist nicht zum Müßiggange auf dieser Erde; er soll stark, muthig, entschlossen und verständig werden, um den großen Kampf mit den Menschen und dem Schicksale zu beginnen, und endlich glücklich den Sieg über alles Unvernünftige, Unsittliche und Irreligiöse zu erringen.




Wohlfeilere Versorgung der Waisen und Armen.

Bisher war die Bildung und Gesittung, was freilich ihre schwache Seite ist, mehr ein Luxus des reicheren und des Mittelstandes, als ein Segen der ärmeren Klassen, und unsre Staatsökonomen übergehen diesen Fehler ganz, weil diese Wahrheit der alten Schule der Nationalökonomie in Großbritannien und Frankreich nicht einleuchtet.

An zu geringer Vertheilung der Glücksgüter, aber nicht an Übervölkerung leidet besonders England, und schickt als Palliativ (denn an eine Radikalkur denkt man noch nicht) jetzt viele, besonders weibliche Verbrecher und Nothleidende nach van Diemensland, nicht weil sie auf der letzteren Insel sich gerade besser befinden, als in Neu-Süd-Wales, aber das Klima ist in van Diemensland milder für Europäer, und man ist dort über die mäßige Zahl der Wilden noch mehr Herr, als in Neu-Süd-Wales. Am menschenfreundlichsten würde die englische Regierung für die Armenkassen und das Glück der von diesen ernährten oder wenigstens unterstützten Familien handeln, wenn sie alle Armen bis auf alte und gebrechliche Personen, und alle in Waisenhäusern versorgten Kinder nach Australien und nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung schickte. Wie wohlfeil und zugleich wie nützlich könnte man dort die Waisen auf vielen von diesen bearbeiteten Landgütern ernähren, und welche Quellen des reichlichen Erwerbes eröffnen sich dort der zum eigenen Haushalte herangewachsenen und dazu in den letzten Jahren gebildeten Jugend?

Auch der Kontinent Europa’s sollte alle Waisenhäuser und Hospitäler für zu verpflegende Krieger in die unbevölkertsten Provinzen des Staats aufs Land versetzen. Auf solchen Landgütern könnte man den Waisen und den pensionirten Kriegern Gelegenheit verschaffen zu einer für sie mit Gewinn verbundenen Neben-Arbeit, was nichts Unedles umfaßt. Wer möchte übrigens seine Tage im vollen Müßiggange beschließen, und wer sollte nicht durch Arbeit die Gedanken an zerstörte Hoffnungen zu zerstreuen suchen? Gewiß kann man auf großen Landgütern die Hospitalarmen der Städte zugleich mit Nahrung, Pflege und mäßiger Arbeit am wohlfeilsten versorgen, und weil dieß möglich und nützlich ist; so muß man das fernere Erbauen und Erweitern der Armenhäuser in Städten, wo sie nicht einmal Haus- und Gartenarbeit verrichten und gewöhnlich müßig leben, recht sehr tadeln; denn diese übelangewandte Menschenliebe vermehrt die Zahl derjenigen, welche sich oft nur aus Faulheit Versorgung in den Hospitälern wünschen, und vertheuert die Unterhaltung der Armen.




Das verlorne Kameel.

Ein Derwisch (mahomedanischer Mönch) reisete allein durch die Wüste, als ihm unerwartet zwei Kaufleute begegneten. „Ihr habt ein Kameel verloren?“ redete er sie an. „Ja!“ erwiderten sie. – „War es nicht auf dem rechten Auge blind und an dem linken Fuße lahm?“ – „Ja!“ – „Hatte es nicht einen Vorderzahn verloren?“ – „Ja!“ versetzten die Kaufleute. – „Und war es nicht auf der einen Seite mit Honig, und auf der andern mit Weizen beladen?“ fragte sie weiter der Derwisch. – „Ja, wahrhaftig, entgegneten die Kaufleute, und da Ihr es erst vor Kurzem gesehen, und es so genau beobachtet habt, so könnt Ihr uns aller Wahrscheinlichkeit nach zu ihm verhelfen.“

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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 2. Bossange Vater, Leipzig 1833, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_11_nr_02.djvu/6&oldid=- (Version vom 15.5.2024)