Seite:De Schiller Die Räuber 016.jpg

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aus eben dem Ofen geschossen worden, aus dem du geschossen bist – also sei er dir heilig! – Merkt doch einmal diese verzwickte Consequenz, diesen poßierlichen Schluß von der Nachbarschaft der Leiber auf die Harmonie der Geister; von eben derselben Heimat zu eben derselben Empfindung; von einerley Kost zu einerley Neigung. Aber weiter – es ist dein Vater! Er hat dir das Leben gegeben, du bist sein Fleisch, sein Blut – also sey er dir heilig! Wiederum eine schlaue Konsequenz! Ich möchte doch fragen, warum hat er mich gemacht? doch wol nicht gar aus Liebe zu mir, der erst ein Ich werden sollte? Hat er mich gekannt ehe er mich machte? Oder hat er an mich gedacht, wie er mich machte? Oder hat er mich gewünscht, da er mich machte? Wußte er was ich werden würde? das wollt ich ihm nicht rathen, sonst möcht ich ihn dafür strafen, daß er mich doch gemacht hat? Kann ichs ihm Dank wissen, daß ich ein Mann wurde? So wenig als ich ihn verklagen könnte, wenn er ein Weib aus mir gemacht hätte. Kann ich eine Liebe erkennen, die sich nicht auf Achtung gegen mein Selbst gründet? Konnte Achtung gegen mein Selbst vorhanden seyn, das erst dadurch entstehen sollte, davon es die Voraussetzung seyn muß? Wo stikt dann nun das Heilige? Etwa im Aktus selber durch den ich entstund? – Als wenn dieser etwas mehr wäre als viehischer Prozeß zur Stillung

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)