Amalia. Und getrauten Sie sich wol sein Bildnis unter diesen Gemälden zu erkennen?
Moor. O ganz gewis. Sein Bild war immer lebendig in mir. An den Gemälden herumgehend. Dieser ists nicht.
Amalia. Errathen! – Er war der Stammvater des gräflichen Hauses, und erhielt den Adel vom Barbarossa, dem er wider die Seeräuber diente.
Moor immer an den Gemälden. Dieser ists auch nicht – auch der nicht – auch nicht jener dort – er ist nicht unter ihnen.
Amalia. Wie, sehen Sie doch besser! ich dachte, Sie kennten ihn –
Moor. Ich kenne meinen Vater nicht besser! Ihm fehlt der sanftmüthige Zug um den Mund, der ihn aus tausenden kenntlich machte – er ists nicht.
Amalia. Ich erstaune. Wie? Achtzehn Jahre nicht mehr gesehn, und noch –
Moor schnell, mit einer fliegenden Röthe. Dieser ists! Er steht wie vom Blitz gerührt.
Amalia. Ein vortreflicher Mann!
Moor in seinem Anblick versunken. Vater, Vater!
- ↑ Zweyte Scene.: Druckfehler in der Vorlage (Dritte Scene.) ausgebessert.
Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_136.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)