Seite:De Schiller Die Räuber 175.jpg

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D. a. Moor. Habe Dank, o Gott! Erschienen ist die Stunde der Erlösung.

Moor. Geist des alten Moors! Was hat dich beunruhigt in deinem Grab? Hast du eine Sünde in jene Welt geschleppt, die der den Eingang in die Pforten des Paradises verrammelt? Ich will Messen lesen lassen, den irrenden Geist in seine Heymath zu senden. Hast du das Gold der Wittwen und Waysen unter die Erde vergraben, das dich zu dieser mitternächtlichen Stunde heulend herumtreibt, ich will den unterirrdischen Schaz aus den Klauen des Zauberdrachen reissen, und[WS 1] wenn er tausend rothe Flammen auf mich speyt, und seine spizen Zähne gegen meinem Degen blekt, oder kommst du auf meine Fragen die Räthsel der Ewigkeit zu entfalten? Rede, rede! ich bin der Mann der bleichen Furcht nicht.

D. a. Moor. Ich bin kein Geist. Taste mich an, ich lebe, oh ein elendes erbärmliches Leben!

Moor. Was? Du bist nicht begraben worden?

D. a. Moor. Ich bin begraben worden – das heißt: ein toder Hund ligt in meiner Väter Grufft; und ich – drey volle Monde schmacht ich schon in diesem finstern unterirrdischen Gewölbe, von keinem Strahle beschienen, von keinem warmen Lüftchen angeweht, von keinem Freunde besucht, wo wilde Raben krächzen, und mitternächtliche Uhus heulen –

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Friedrich Schiller: Die Räuber. Frankfurt und Leipzig: 1781, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Die_R%C3%A4uber_175.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)