Seite:De Storm Aquis submersus 006.jpg

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damit nicht etwa die Röhrenbauten der Lehmwespen, die überall aus den Mauerfugen des Stalles hervorragten, obschon es anmuthig genug war, in beschaulicher Mittagsstunde das Aus- und Einfliegen der emsigen Thierchen zu beobachten; ich meine den viel größeren Bau der alten und ungewöhnlich stattlichen Dorfkirche. Bis an das Schindeldach des hohen Thurmes war sie von Grund auf aus Granitquadern aufgebaut und beherrschte, auf dem höchsten Punkt des Dorfes sich erhebend, die weite Schau über Haide, Strand und Marschen. - Die meiste Anziehungskraft für mich hatte indeß das Innere der Kirche; schon der ungeheure Schlüssel, der von dem Apostel Petrus selbst zu stammen schien, erregte meine Phantasie. Und in der That erschloß er auch, wenn wir ihn glücklich dem alten Küster abgewonnen hatten, die Pforte zu manchen wunderbaren Dingen, aus denen eine längst vergangene Zeit hier wie mit finsteren, dort mit kindlich frommen Augen, aber immer in geheimnißvollem Schweigen zu uns Lebenden aufblickte.

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)